"Kaltes" Plasma zur Hautbehandlung

Unsere Sonne ist ein riesiger Ball aus heißem Plasma. Es gibt aber auch kaltes Plasma, das man mit elektrischen Wechselfeldern erzeugen kann. Dieses kann in Bereichen wie der Medizin eingesetzt werden, wo die keimtötende Wirkung hilfreich ist.

Materie kann außer in den bekannten Aggregatzuständen fest, flüssig und gasförmig auch als Plasma vorkommen. Plasma ist ein Gas, dessen Atome oder Moleküle ganz oder teilweise in ihre negativ und positiv geladenen Bestandteile aufgespalten sind. Blitze oder Kerzenflammen sind z. B. ein Plasma.

Vielfältige Wirkung

Am Göttinger Standort der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst wird an der Nutzbarmachung sogenannter kalter Plasmen gearbeitet. Ein Forschungsergebnis ist das im InnoTruck gezeigte Gerät. Es erzeugt Plasma mit einer Temperatur um nur 37 Grad Celsius, das sich zur Behandlung der Haut bei verschiedenen Erkrankungen eignet. Insbesondere bei der Behandlung von infizierter Haut und von Wunden ist das kalte Plasma wegen seiner lokal begrenzten, keimtötenden Wirkung gut geeignet. Zusätzlich wird durch ein elektromagnetisches Wechselfeld die Durchblutung stimuliert, so dass Wunden intensiver mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden und somit besser heilen.

Einsatzfelder von kaltem Plasma

Bei vielen Erkrankungen kommt es zu lang anhaltenden oder sogar dauerhaften Wundheilungsstörungen. Dazu zählen die Krankheitsbilder des diabetischen Fußsyndroms, chronische Hautwunden (Dekubitalgeschwüre) oder auch schlecht heilende Operationswunden. Sie bilden offene Eintrittsstellen für Keime, die zu Infektionen führen oder die Wundheilung beeinträchtigen. Die Behandlung der Hautoberfläche mit kaltem Plasma tötet solche Keime auf der Hautoberfläche ab. Sogar problematische, multiresistente Keime wie der berüchtigte methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA) werden dadurch zerstört.

Mehr Wissen über Plasma?

Der Begriff Plasma kommt aus dem Altgriechischen - πλάσμα (plásma) bedeutet „das Gebildete, Geformte“. Wissenschaftlich verwendet wurde er erstmals von dem amerikanischen Physiker und Chemiker Irving Langmuir (Nobelpreisträger für Chemie 1932). Plasma bezeichnet ein meist gasartiges Gemisch, in dem die Moleküle und/oder Atome teilweise oder vollständig ionisiert sind. Durch das Vorhandensein freier Ladungsträger (Elektronen und positive oder negative Ionen) ist ein Plasma elektrisch leitfähig.

Um diese Ladungstrennung zu erzielen, muss zunächst Energie zugeführt werden. Dies kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: Beispielsweise durch chemische Reaktionen, durch Erhitzung, Bestrahlung oder die Einwirkung elektrostatischer oder elektromagnetischer Felder.
Plasmen treten in Flammen, Blitzen und der Ionosphäre (einem stark ionisierten Bereich der Hochatmosphäre) auf. Die sehr geringen Materiemengen, die im All zwischen Himmelskörpern vorkommen, befinden sich teilweise im Plasmazustand. Die Sonne und alle anderen Fixsterne bestehen ebenfalls aus Plasma. Man geht davon aus, dass mehr als 99 Prozent aller sichtbaren Materie im Universum aus Plasma besteht.

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